Geschichte

Im Jahr 1271 mussten die Herren von Kerkow auf Befehl des Markgrafen die Lehngüter Teskendorf (Teschendorf), Karkow (Kerkow), Niendorf (Neuendorf) und Besyhorst an das Bistum Brandenburg abtreten. Die Urkunde von 1271 über den Länderaustausch zwischen den askanischen Markgrafen und dem Bischof Heinrich von Brandenburg ist damit die erste urkundliche Erwähnung unseres Ortes als Besyhorst (Beetzhorst). 1567 ging die Siedlung an die Herren zu Redern von Schwante über. Ab 1624 bzw. 1679 tauchten schließlich die Bezeichnungen Wall und Beetzer Wall auf. 1702 wurde Wall als königliche Domäne übernommen und bis 1745 vom Amt Oranienburg, von 1745 bis 1819 vom Amt Zehlendorf-Friedrichstahl und von 1819 bis 1834 vom Amt Vehlefanz verwaltet.

Situationsplan von 1853
Der Situationsplan aus dem Jahr 1853 zeigt die Bebauung und Bauvorhaben des Rittergutes Wall. Der Gutshof befand sich dort, wo heute die Dorfstraße verläuft.

Mit dem Kaufkontrakt vom 18. November 1827 erwarb der preußische General Karl Friedrich von dem Knesebeck (1768-1848) die Staatsdomäne und legte einen Verbindungsweg durch das Luch nach Karwe an. Das Herrenhaus wurde 1828 errichte, worauf eine Inschrift am Westgiebel hinweist. Nach seinem Tod am 12. Januar 1848 übernahm dessen Sohn Alfred von dem Knesebeck (1816-1883) das Landgut und investierte viel Zeit und Geld in die Instandsetzung von Wirtschaftsgebäuden. Um den Jahreswechsel 1872/73 erwarb er zudem das zum Kreis Osthavelland gehörige Domänen-Vorwerk Theresienhof und schlug es Wall zu. Ab 1881 gehörte dann auch Theresienhof zum Kreis Ruppin. Seit dem 1. Februar 1899 und der Eröffnung der 65 km langen Eisenbahnstrecke von Kremmen über Neuruppin nach Wittstock durch die Kremmen-Neuruppin-Wittstocker Eisenbahn-AG war Wall an das preußische Eisenbahnnetz angeschlossen. Im Jahr 1904 wurde das Herrenhaus mit Rundbau und Freitreppen versehen. 1925 hatte Wall 102 Einwohner.

Das Herrenhaus um 1932/33
Das Herrenhaus um 1932/33

Im Jahr 1926 wurde das Gut dann unter Georg von dem Knesebeck (1854-1944) an die Landgesellschaft Eigene Scholle mit Sitz in Frankfurt a. d. Oder verkauft und 1931 sowie 1932 mit 32 Siedlerhöfen zu je 40 bis 90 Morgen aufgesiedelt. 1933 wurde eine Löschgruppe aufgestellt und die Brennereigenossenschaft Wall mit 19 Mitgliedern gegründet. Zum ersten Vorsitzenden wurde einstimmig der Landwirt Georg Karrer gewählt. Ziel war die gemeinschaftliche Verwertung von Kartoffeln und Getreide zu Spirituosen und dessen Verkauf.  Das Gemeinderecht erhielt Wall am 1. Januar 1934. Im selben Jahr wurde im Herrenhaus eine Schule eingerichtet, die wesentlich durch Cornelius Sonneborn (1928-2008) geprägt wurde. Sonneborn wirkte von 1953 bis zur Schließung der Schule 1971 in Wall. Am 9. Oktober 1938 wurde der Kirchraum im Herrenhaus in seiner heutigen Form eingeweiht. Bis zum Beginn des 2. Weltkrieges 1939 wohnten ungefähr 183 Menschen in Wall. Nach dem Krieg stieg die Bevölkerung bedingt durch die vielen Flüchtlinge auf 330 Personen an.

Die Nachkriegszeit bis zur Deutschen Einheit 1990 war stark von der Landwirtschaft (LPG) geprägt. Ab 1990 wurde kräftig in die Infrastruktur investiert. In den Jahren 1990 und 1991 wurden unter Bürgermeisterin Siegrid Stolz Trink- und Abwasseranlagen installiert sowie alle Straßen saniert und Bürgersteige angelegt. 1992 wurde dann das Herrenhaus rekonstruiert. Seit 1992 gehörte die Gemeinde Wall zum Amt Fehrbellin. Am 17. Dezember 1995 wurde der Schienenverkehr auf der Strecke Kremmen-Neuruppin eingestellt, um eine grundlegende Modernisierung zu ermöglichen. Mit der Inbetriebnahme des ersten Abschnitts des „Prignitz-Express“ (RE6) von Berlin-Charlottenburg nach Neuruppin am 28. Mai 2000 wurde auch die Strecke von Kremmen-Neuruppin wieder freigegeben, jedoch ohne einen Haltepunkt in Wall. Mit der Gemeindegebietsreform 2003 ging Wall als Ortsteil in die Gemeinde Fehrbellin ein. 2005 wurde eine neue Straßenbeleuchtung installiert.

Quellen:
BLHA, Rep 2A III D Nr. 20260
BLHA, Rep 6B Ruppin Nr. 1107